Die Tatsache, dass Geschlecht einen hohen Stellenwert im Alltag hat und Menschen in Rosa
und Blau sortiert werden, führt zum Beispiel dazu, dass Mädchen bis heute mehr als Jungen
im Haushalt mithelfen und sich um kleine Geschwister kümmern müssen. Und dass Jungen
oft als weniger emotional wahrgenommen werden und Männer ungeeignet für
Kümmerarbeiten gelten, führt zu einer weltweit ungleichen Verteilung der Sorgearbeit. Care-
Arbeit wird vor allem von Frauen und Mädchen getragen – in aller Regel un(ter)bezahlt. Zugleich begeben sich die meisten Männer in eine lebenslange Abhängigkeit, weil sie nie gelernt haben, für sich
selbst zu sorgen. Leben sie alleine, ernähren sie sich ungesünder und lagern mehr Sorgearbeit
aus – wiederum an Frauen. Wer sich fürsorgliche Väter und gleichberechtigte Partner
wünscht, muss Männer in die Care- und Fürsorgearbeit einbeziehen, von Anfang an – und
dieser Appell gilt zwar auch fürs Private, wir richten uns aber vor allem an Politik und
Unternehmen, weil diese grundsätzliche Ungerechtigkeit nicht ohne strukturelle
Veränderungen aufzulösen ist, und weil zu viele Werbebotschaften sie reproduzieren.