Dank dem Daddynator, ein Wickelrucksack, der auf Instagram beworben wird, kann Mann endlich dabei sein, bei der Babypflege. Praktischerweise ist dies nicht auf den ersten Blick für Außenstehende sichtbar, denn der “Wickelrucksack für echte Väter”(Zitat) kommt im klassischen Army-look daher. Auch der Name erinnert nicht aus Zufall an eine vor Brutalität und Härte strotzende Kinofilmreihe. Wichtig, denn wie wir alle wissen, muss bei geleisteter Sorgearbeit des Mannes immer klar erkennbar sein, dass er trotzdem noch ein harter Kerl ist. Mit dem Daddynator kann auch Papa sich jetzt ohne das Verlassen seines vertrauten Rollenbildes in den Windelkampf stürzen. Denn das wissen wir aus vielen Debatten rund um Equal Care: Mama wickelt, dank ihrer Muttergene ganz selbstverständlich. Papa dagegen muss sich dieser Aufgabe außerhalb seines angestammten Habitats, mit solider und vor allem männlicher Ausrüstung stellen.


Versteht uns nicht falsch, auch wir wollen, dass Väter wickeln – es sollte nur einfach kein “Ding” sein. Männer sollten genauso selbstverständlich wickeln, wie ihre Frauen es tun. Sie sollten keine Angst haben, dass sie auch mit einer als solchen erkennbaren Wickelausrüstung, ihr Gesicht verlieren. Wickeln ist Pflege und Fürsorge und niemand sollte sich hinter einer schwarzen Sonnenbrille verstecken müssen, weil er dieses unnötig gegenderte Produkt nicht besitzt. Lasst uns, auch im Sinne der von uns gewickelten Kinder, rausklettern aus den Geschlechterschubladen und zeigen, dass ein “echter Vater” nicht durch seinen Rucksack definiert wird.
Wie wäre es stattdessen mit dem “Outdoor erprobten Wickelrucksack für Alle”?
Das ist gruselig, denn:
- Das Produkt* richtet sich nur an ein (binäres) Geschlecht: Es schließt durch seine Gestaltung – z.B. durch die Verwendung bestimmter Farben (vgl. Rosa-Hellblau-Falle), Symbole, Aufschriften – oder auf andere Weise explizit oder implizit Menschen auf Grundlage ihrer Geschlechteridentität vom Kauf oder der Nutzung aus.
- Die Werbung / Verpackung legt den Fokus auf stereotyp zugewiesene Eigenschaften einer Zielgruppe und legt damit fest, für wen das Produkt angeblich produziert wurde.
- Das Produkt / die Werbung reduziert Personen auf ihre klischeehaft dargestellte Geschlechtszugehörigkeit und / oder reproduziert stereotype Geschlechterrollen.
- Es werden Unterschiede zwischen den Interessen / Vorlieben der Geschlechter betont oder konstruiert.
- Mädchen / Frauen und Jungen / Männer werden in hierarchischer Beziehung zueinander dargestellt.
- Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in der Anzahl der abgebildeten (oder genannten) Frauen und Männer.
- Das Geschlecht einer Person wird ohne Bezug zum Produkt besonders hervorgehoben und betont.
- Das Produkt wird zwar als unisex-Produkt angeboten, enthält aber trotzdem eine implizite Geschlechtszuordnung.
- Die Produktbeschreibung / die Werbung ist nicht geschlechtergerecht formuliert.
- Das Produkt wird mit „Gender Pricing“ / „Pink Tax“ verkauft, d.h. die an Frauen gerichtete Version ist teurer.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl geht nach Schwarzach am Main. und ein herzlicher Dank für die Einreichung an Tanja.
(sl)