ANNA ist eine Agentur für Versicherungsvermittlungen. Die Internetseite richtet sich explizit nur an Mütter und verkauft Risikolebensversicherungen und Sterbegeldversicherungen. Auf der Website gibt es Textpassagen wie “Mutterliebe versichern” und “Mutterliebe bedeutet, immer für die Kinder da sein und ihnen…keine Geldsorgen zu hinterlassen”. Laut ANNA bedeutet Mutter sein, alles zu tun “um deinen Kindern die Welt zu Füßen zu legen”, die Mutter steckt zurück und gibt alles für ihre Kinder, selbst über den Tod hinaus.
Diese Seite strotzt vor Klischees und soll Müttern ein schlechtes Gewissen bereiten. Mütter sollen nach dem Bild der Versicherung alles für ihre Kinder machen. Selbst wenn sie müde oder krank sind, noch 100% für ihre Kinder da sein. Eigene Interessen und auch mal Zeit für sich hat die Mutter hier wohl nicht. Selbst wenn sie tot ist, soll sie der Familie bloß keine Unannehmlichkeiten und Sorgen bereiten. Care Arbeit endet also selbst mit dem Tod nicht.
Unlustiger Fun Fact dazu: Statistisch lassen sich immer mehr Frauen anonym begraben, weil sie ihr Leben als unwichtig erachten und weil sie ihren Kindern mit Grabpflege nicht zur Last fallen wollen. Woher kommt das wohl? Wo sind eigentlich die Väter? Sorgen diese sich nicht um ihre Familie? Oder ist es ok, dass der Vater die Beerdigungskosten den Kindern überträgt? Außerdem ist die Seite in pink und lila gehalten, da ja alle Frauen pink mögen, wie uns Gendermarketing weis machen will.
Auffällig ist, dass die Geschäftsführer*innen von Anna nur Männer sind!
Das ist gruselig, denn:
- Das Produkt* richtet sich nur an ein (binäres) Geschlecht: Es schließt durch seine Gestaltung – z.B. durch die Verwendung bestimmter Farben (vgl. Rosa-Hellblau-Falle), Symbole, Aufschriften – oder auf andere Weise explizit oder implizit Menschen auf Grundlage ihrer Geschlechteridentität vom Kauf oder der Nutzung aus.
- Die Werbung / Verpackung legt den Fokus auf stereotyp zugewiesene Eigenschaften einer Zielgruppe und legt damit fest, für wen das Produkt angeblich produziert wurde.
- Das Produkt / die Werbung reduziert Personen auf ihre klischeehaft dargestellte Geschlechtszugehörigkeit und / oder reproduziert stereotype Geschlechterrollen.
- Es werden Unterschiede zwischen den Interessen / Vorlieben der Geschlechter betont oder konstruiert.
- Mädchen / Frauen und Jungen / Männer werden in hierarchischer Beziehung zueinander dargestellt.
- Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in der Anzahl der abgebildeten (oder genannten) Frauen und Männer.
- Das Geschlecht einer Person wird ohne Bezug zum Produkt besonders hervorgehoben und betont.
- Das Produkt wird zwar als unisex-Produkt angeboten, enthält aber trotzdem eine implizite Geschlechtszuordnung.
- Die Produktbeschreibung / die Werbung ist nicht geschlechtergerecht formuliert.
- Das Produkt wird mit „Gender Pricing“ / „Pink Tax“ verkauft, d.h. die an Frauen gerichtete Version ist teurer.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl geht nach Berlin und ein herzlicher Dank für die Einreichung an unsere Community.
(nt)