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Väter bekommen Rabatte, Mütter Carearbeit aufgebrummt

Die Versicherung Visana wirbt mit dem Slogan: “Wir verstehen uns.” Was sie verstehen, ist offenbar Gendermarketing.

Auf Werbeplakaten verkünden sie: “Wir sind Papis. Darum wissen wir, wie man sich als Vater fühlt und unterstützen Sie mit höheren Rabatten, als Sie denken.” Immerhin dürfen Väter hier also fühlen – aber offenbar nur Geldsorgen, immerhin sind sie ja diejenigen, die für Lohnarbeit und Geld-Management zuständig sind.

Mütter hingegen müssen zu Hause carearbeiten, und zwar auch dann, wenn sie sich eigentlich gerade um ihre eigene Gesundheit kümmern müssten. Sie bekommen “Arzttermine, bei denen Sie zu Hause bleiben können”.

Zu sehen ist Plakatwerbung von Visana in einem Schaufenster. Auf dem linken Plakat steht “Wir sind Papis. Darum wissen wir, wie man sich als Vater fühlt und unterstützen Sie mit höheren Rabatten, als Sie denken.” Auf dem rechten Plakat steht: “Wir sind Mamis. Darum wissen wir, wie viel Sie um die Ohren haben und ermöglichen Ihnen Arzttermine, bei denen Sie zu Hause bleiben können.” Unten steht auf beiden Plakaten der Slogan und der Firmenname: “Wir verstehen uns. Visana.”
Foto: (c) klische*esc e.V.

Das mag für manche tatsächlich eine Erleichterung sein – insbesondere bei langen Fahrzeiten. Für andere wird es eher noch schwieriger, wenn während des Ärzt*innentermins mindestens ein schreiendes Kind durch die Gegend rennt, gleichzeitig die Waschmaschine piept und später noch ein Spruch kommt a la: “Wieso, du warst doch zu Hause, warum hast du dann noch nicht gekocht?”

Denn das ist der Anspruch an Mütter, der durch Werbungen wie diese transportiert und verstärkt wird.

Das ist gruselig, denn:

  • Das Produkt* richtet sich nur an ein (binäres) Geschlecht: Es schließt durch seine Gestaltung – z.B. durch die Verwendung bestimmter Farben (vgl. Rosa-Hellblau-Falle), Symbole, Aufschriften – oder auf andere Weise explizit oder implizit Menschen auf Grundlage ihrer Geschlechteridentität vom Kauf oder der Nutzung aus.
  • Die Werbung / Verpackung legt den Fokus auf stereotyp zugewiesene Eigenschaften einer Zielgruppe und legt damit fest, für wen das Produkt angeblich produziert wurde.
  • Das Produkt / die Werbung reduziert Personen auf ihre klischeehaft dargestellte Geschlechtszugehörigkeit und / oder reproduziert stereotype Geschlechterrollen.
  • Es werden Unterschiede zwischen den Interessen / Vorlieben der Geschlechter betont oder konstruiert.
  • Mädchen / Frauen und Jungen / Männer werden in hierarchischer Beziehung zueinander dargestellt.
  • Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in der Anzahl der abgebildeten (oder genannten) Frauen und Männer.
  • Das Geschlecht einer Person wird ohne Bezug zum Produkt besonders hervorgehoben und betont.
  • Das Produkt wird zwar als unisex-Produkt angeboten, enthält aber trotzdem eine implizite Geschlechtszuordnung.
  • Die Produktbeschreibung / die Werbung ist nicht geschlechtergerecht formuliert.
  • Das Produkt wird mit „Gender Pricing“ / „Pink Tax“ verkauft, d.h. die an Frauen gerichtete Version ist teurer.

Ein Wink mit dem Zaunpfahl geht in die Schweiz, und ein herzlicher Dank für die Einreichung an unsere Community.

(sss)