Die Damen bekommen zum Mädelsabend eine halbtrockene und sanfte Rebe. Diese kann aber – falls die Zeit fehlt sich mit anderen Frauen zu treffen – auch allein genossen werden, um den Stress des Alltags abzuschütteln. Das erinnert verdächtig an unseren Gewinner des Goldenen Zaunpfahls 2023 „Zickengold“. Auch hier sollte die ewig gestresste Frau im Alkohol Ausgleich und gute Laune finden, damit sie ihrer gesellschaftlich zugeschriebenen Rolle allzeit gerecht werden kann.
Doch nachdem wir höflich „Ladys first“ behandelt haben, schauen wir mal, was Penny für die Herren der Schöpfung zu bieten hat.
Würzig und trocken geht es zu, wenn die Kerle sich zur Begrüßung abklopfen. Keine Umwege auf dem Weg zum Grill, an denen ihnen keiner und vor allem keinE etwas vormacht. Mit Alltagssorgen braucht man sich hier nicht aufhalten, wenn man gesellig beisammen steht um den edlen Tropfen zu genießen.
Doch nun genug der Polemik. Wo ist hier eigentlich das Problem? Ist doch nur ein Vorschlag. Kann doch Jede*r machen wie er oder sie will, nicht wahr?
Leider wirft die klischeehafte Weinpräsentation bei Penny nicht nur einen Schatten auf die Vielfalt des Weingenusses, sondern reproduziert auch überholte Geschlechterstereotype. Die Annahme, dass Frauen automatisch einen halbtrockenen und sanften Wein bevorzugen sollten, während Männer zu würzigem und trockenem greifen, reduziert beide Seiten auf abgedroschene Vorurteile, und setzt somit die Mär dieser problematischen Rollenverteilung fort.
Indem Penny Frauen als Hauptverantwortliche für den Alltag darstellt, die sich mit halbtrockenem Wein entspannen müssen, während Männer mit würzigem Wein Spaß haben dürfen, wird eine toxische Vorstellung von Geschlechterrollen gefördert. Diese Einteilung setzt Frauen in die Rolle der ständig gestressten Multitaskerinnen und Männer in die des sorglosen Genießers.
Es ist an der Zeit zu erkennen, dass Geschmack keine Geschlechtsfrage ist und dass die Förderung von solchen Stereotypen nicht nur den Weingenuss, sondern auch die Gleichberechtigung behindert. Eine Welt ohne solche überholten Klischees wäre nicht nur für den Weinkonsum vielfältiger, sondern auch für die Art und Weise, wie wir Geschlechterrollen betrachten und herausfordern.
Lasst uns die Klischees aus dem eingestaubten Weinregal nehmen.
Das ist gruselig, denn:
- Das Produkt* richtet sich nur an ein (binäres) Geschlecht: Es schließt durch seine Gestaltung – z.B. durch die Verwendung bestimmter Farben (vgl. Rosa-Hellblau-Falle), Symbole, Aufschriften – oder auf andere Weise explizit oder implizit Menschen auf Grundlage ihrer Geschlechteridentität vom Kauf oder der Nutzung aus.
- Die Werbung / Verpackung legt den Fokus auf stereotyp zugewiesene Eigenschaften einer Zielgruppe und legt damit fest, für wen das Produkt angeblich produziert wurde.
- Das Produkt / die Werbung reduziert Personen auf ihre klischeehaft dargestellte Geschlechtszugehörigkeit und / oder reproduziert stereotype Geschlechterrollen.
- Es werden Unterschiede zwischen den Interessen / Vorlieben der Geschlechter betont oder konstruiert.
- Mädchen / Frauen und Jungen / Männer werden in hierarchischer Beziehung zueinander dargestellt.
- Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in der Anzahl der abgebildeten (oder genannten) Frauen und Männer.
- Das Geschlecht einer Person wird ohne Bezug zum Produkt besonders hervorgehoben und betont.
- Das Produkt wird zwar als unisex-Produkt angeboten, enthält aber trotzdem eine implizite Geschlechtszuordnung.
- Die Produktbeschreibung / die Werbung ist nicht geschlechtergerecht formuliert.
- Das Produkt wird mit „Gender Pricing“ / „Pink Tax“ verkauft, d.h. die an Frauen gerichtete Version ist teurer.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl geht nach Köln und ein herzlicher Dank für die Einreichung an unsere Community.
(sl)