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Ladys Day bei Höffner  ─ exklusiver geht’s nicht mehr

Die Neusser Filiale des Möbelhauses Höffner lädt auf Facebook zu einem “Ladys Day” exklusiv für Frauen ein. Die Angebote sind dabei an Gendermarketing kaum zu übertreffen.

Auf dem ersten Screenshot ist der Einladungstext von Möbel Höffner Neuss zum “Ladys Day” zu sehen. Der Text ist mit Tulpen-Emojis eingerahmt und kündigt die verschiedenen Angebote an, ebenfalls mit passenden Emojis.
screenshot: (c) privat / klische*esc e.V., Möbel Höffner (https://www.hoeffner.de/impressum)
Auf dem ersten Screenshot ist der Einladungstext von Möbel Höffner Neuss zum “Ladies Day” zu sehen. Der Text ist mit Tulpen-Emojis eingerahmt und kündigt die verschiedenen Angebote an, ebenfalls mit passenden Emojis. screenshot: (c) privat / klische*esc e.V., Möbel Höffner https://www.hoeffner.de/impressum Bild LadysDay: Auf dem zweiten Screenshot ist ein großes Foto zu sehen. Eine weiblich gelesene Person in einem pinken, wallenden Kleid sitzt vor grau-beigen Möbeln. Ihr Gesichtsausdruck ist verträumt und sie blickt nicht in die Kamera. Auf dem Foto sind kleinere Bilder von Halloweendeko und einem Thermomix-Gericht eingefügt und noch einmal die wichtigsten Informationen zum “Ladys Day” aufgeführt.
screenshot: (c) privat / klische*esc e.V., Möbel Höffner (https://www.hoeffner.de/impressum)

Die Neusser Filiale des Möbelhauses Höffner lädt auf Facebook zu einem “Ladys Day” exklusiv für Frauen ein. Die Angebote sind dabei an Gendermarketing kaum zu übertreffen.

Eingerahmt von Blumen ─ typisch Frauen eben ─ verspricht die Einladung eine Vielzahl von attraktiven Angeboten, die sich seltsamerweise ausschließlich an Frauen richten. Handgeknüpftes Makramee, eine Sektbar, Schmuck und nachhaltige Kosmetik sind offensichtlich nichts für Männer. Oder wieso, liebes Möbelhaus Höffner, sind die sonst nicht eingeladen?

Weiter geht es mit einem Glücksrad, bei dem es “Produkte für Frauen” zu gewinnen gibt. Im Jahr 2023 fragen wir uns ernsthaft, was für Produkte das sein sollen. Rosa Handtaschen, um das Klischee perfekt zu machen? Eigentlich müsste doch längst bekannt sein, dass die Geschlechterrollen von “Mann und Frau” und deren Zuschreibungen nicht dem Stand der Wissenschaft entsprechen.

Auch die bildliche Untermalung der Anzeige spricht eine klare Sprache: Eine weiblich gelesene Person in stark femininer Aufmachung, mit wallendem Kleid und Make-Up, sitzt vor eleganten Möbeln.

Lesen wir weiter, so werden Beauty-Behandlungen vor Ort beworben. Auch hier bleibt die Frage offen, wieso diese exklusiv an Frauen gerichtet sind. Verträgt stahlharte Männerhaut etwa keine Kosmetikprodukte?

Unser Lowlight ist aber die vorgestellte Thermomix-Beratung inklusive Showkochen. Dass diese im Rahmen eines “Ladies Day” angeboten wird, eröffnet noch eine weitere Ebene im Rahmen des Gendermarketings ─ die der Carearbeit. Die Frau darf, natürlich nett verpackt in eine tolle Veranstaltung, ihre Kochkünste perfektionieren, während der Mann… Ja, was denn eigentlich? Hier wäre so vieles möglich gewesen, beispielsweise ein Showkochen für Paare, ohne binäre Geschlechterbilder und Rollenklischees zu bedienen.

Die Anzeige endet mit “Hier ist für jede Frau etwas dabei!”. Das wagen wir glatt zu bezweifeln. Denn was ist mit denjenigen, die sich weder für Schmuck, noch für Sekt, Kochen oder Makramee interessieren?

Insgesamt sind in der Anzeige von Höffner an allen Ecken und Enden Stereotype und Klischees versteckt. Dabei hätte es vielfältige Alternativen gegeben, einen Aktionstag für alle anzubieten, ohne sich dabei des überholten Gendermarketings zu bedienen. Stände und Angebote für verschiedenste Interessen und eine diversere Gestaltung der Einladung sind nur zwei von vielen Vorschlägen, wie Höffner es in Zukunft besser machen kann.

Das ist gruselig, denn:

  • Das Produkt* richtet sich nur an ein (binäres) Geschlecht: Es schließt durch seine Gestaltung – z.B. durch die Verwendung bestimmter Farben (vgl. Rosa-Hellblau-Falle), Symbole, Aufschriften – oder auf andere Weise explizit oder implizit Menschen auf Grundlage ihrer Geschlechteridentität vom Kauf oder der Nutzung aus.
  • Die Werbung / Verpackung legt den Fokus auf stereotyp zugewiesene Eigenschaften einer Zielgruppe und legt damit fest, für wen das Produkt angeblich produziert wurde.
  • Das Produkt / die Werbung reduziert Personen auf ihre klischeehaft dargestellte Geschlechtszugehörigkeit und / oder reproduziert stereotype Geschlechterrollen.
  • Es werden Unterschiede zwischen den Interessen / Vorlieben der Geschlechter betont oder konstruiert.
  • Mädchen / Frauen und Jungen / Männer werden in hierarchischer Beziehung zueinander dargestellt.
  • Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in der Anzahl der abgebildeten (oder genannten) Frauen und Männer.
  • Das Geschlecht einer Person wird ohne Bezug zum Produkt besonders hervorgehoben und betont.
  • Das Produkt wird zwar als unisex-Produkt angeboten, enthält aber trotzdem eine implizite Geschlechtszuordnung.
  • Die Produktbeschreibung / die Werbung ist nicht geschlechtergerecht formuliert.
  • Das Produkt wird mit „Gender Pricing“ / „Pink Tax“ verkauft, d.h. die an Frauen gerichtete Version ist teurer.

Der Wink mit dem Zaunpfahl geht daher an Möbel Höffner Neuss und ein herzlicher Dank für die Einreichung an unsere Community.

(ls)

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