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Wenn die Wildnis nur nach Männern ruft

Männer gehören in die Wildnis! Was liegt da näher, als dass Papa und Sohn ihre Axt, den Schlafsack und einen Feuerstein schnappen und sich ein Wochenende gemeinsam den Herausforderungen der Wildnis stellen? Was hat da ein Mädchen oder eine Frau zu suchen? Da macht man sich doch dreckig. Und Spinnen gibt es sicher auch irgendwo – igitt.

Das ungefähr dachte sich vermutlich das Marketingteam bei der Bewerbung des Vater-Sohn-Wildniswochenendes von Wilderland. Name fürs Wochenende gefunden, Klischees ausgepackt, passende Bilder dazu – fertig ist der Selbstläufer. Zumindest bei allen, die es lieben Rollenklischees zu benutzen. Dass dann beim Beschreibungstext auf der Homepage der Vater auch noch schlecht gemacht wird, da er anscheinend im echten Leben nicht verfügbar ist, ist dann nur noch das i-Tüpfelchen des ganzen (Klischee-) Angebots. Für die Frauen und Mädchen wird alternativ das Familienwochenende angeboten. Hier sind dann die Männer und Jungs zwar mit dabei (zum Aufpassen vor wilden Bären vermutlich!), aber immerhin dürfen die weiblichen Erdbewohner*innen an allen Aktivitäten teilnehmen.

Screenshot: (c) klische*esc e.V.
Väter und Söhne am Lagerfeuer mit Outdoorbekleidung und Safarihut.
Screenshot: (c) klische*esc e.V.

Wow. Interessanterweise findet sich, wenn man wirklich ganz genau sucht, an einer kleinen Stelle auf der Homepage doch noch ein Hinweis darauf, dass es ein Mutter-Kind- oder Vater-Kind-Wochenende sein kann. Die Bilder zeigen aber trotzdem weiterhin durchgehend männlich gelesene Protagonist*innen. Wir fragen uns: Warum nicht auf der ganzen Homepage die genderneutrale Sprachregelung einführen und es einfach den Familien selbst überlassen, wer mit wem wann wohin fährt?

Das ist gruselig, denn:

  • Das Produkt* richtet sich nur an ein (binäres) Geschlecht: Es schließt durch seine Gestaltung – z.B. durch die Verwendung bestimmter Farben (vgl. Rosa-Hellblau-Falle), Symbole, Aufschriften – oder auf andere Weise explizit oder implizit Menschen auf Grundlage ihrer Geschlechteridentität vom Kauf oder der Nutzung aus.
  • Die Werbung / Verpackung legt den Fokus auf stereotyp zugewiesene Eigenschaften einer Zielgruppe und legt damit fest, für wen das Produkt angeblich produziert wurde.
  • Das Produkt / die Werbung reduziert Personen auf ihre klischeehaft dargestellte Geschlechtszugehörigkeit und / oder reproduziert stereotype Geschlechterrollen.
  • Es werden Unterschiede zwischen den Interessen / Vorlieben der Geschlechter betont oder konstruiert.
  • Mädchen / Frauen und Jungen / Männer werden in hierarchischer Beziehung zueinander dargestellt.
  • Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in der Anzahl der abgebildeten (oder genannten) Frauen und Männer.
  • Das Geschlecht einer Person wird ohne Bezug zum Produkt besonders hervorgehoben und betont.
  • Das Produkt wird zwar als unisex-Produkt angeboten, enthält aber trotzdem eine implizite Geschlechtszuordnung.
  • Die Produktbeschreibung / die Werbung ist nicht geschlechtergerecht formuliert.
  • Das Produkt wird mit „Gender Pricing“ / „Pink Tax“ verkauft, d.h. die an Frauen gerichtete Version ist teurer.

Ein Wink mit dem Zaunpfahl geht nach Heidmühlen
und herzlichen Dank für die Einreichung.

(lp)

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