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Schwangerschaftssteuer bei Tetesept

Das Unternehmen Tetesept ist schon im Gruselkabinett vertreten. Unsere Community hat uns jetzt darauf aufmerksam gemacht, dass Tetesept ein absolut identisches Mittel gegen Sodbrennen teurer an Schwangere verkauft.

Eine Hand hält zwei Packungen mit Tabletten gegen Sodbrennen von der Firma Tetesept in die Kamera. Die eine heißt "Femi Mama Sodbrennen", die andere "Sodbrennen akut". Auf beiden Verpackungen steht: zuckerfreie Kautabletten mit Minzgeschmack, Medizinprodukt, Während Schwangerschaft zugelassen, wirkt akut, Wirksamkeit wissenschaftlich bestätigt, Sodbrennen, saures Aufstoßen, säurebedingte Magenbeschwerden; nur in unterschiedlicher Anordnung und abweichendem Desgin.

„Femi Mama Sodbrennen“ und „Sodbrennen akut“: das identische Produkt, nämlich zuckerfreie Kautabletten mit Minzgeschmack. Beide werden als Medizinprodukt gekennzeichnet, beide sind während der Schwangerschaft zugelassen, beide wirken akut, bei beiden ist die Wirksamkeit wissenschaftlich bestätigt, beide wirken gegen Sodbrennen, saures Aufstoßen und säurebedingte Magenbeschwerden. Die Wirkstoffe sind bei beiden Produkten Magnesiumoxid und Calciumcarbonat. Die weiteren Bestandteile sind bei beiden Produkten und in gleicher Reihenfolge: Sorbitol, Maisstärke, Pfefferminzöl, Magnesiumstearat und Gummi arabicum. Laut fast identisch aussehendem Beipackzettel enthält eine Kautablette jeweils 0,84 g Sorbitol, was 0,07 BE (Broteinheiten) für Diabetiker entspricht.

Die einzigen Unterschiede sind die Designs der Verpackungen und der Preis. Die Tabletten für Mamas kostet 1,95 €, enthält aber nur zehn Tabletten. „Sodbrennen akut“ kostet 2,95 €, hat aber mit 20 Tabletten auch doppelt so viel Inhalt.

Immerhin möchte Tetesept somit von Schwangeren mit 20 Cent pro Tablette 1/3 mehr als für das „normale“ Produkt, wo eine Tablette knapp 15 Cent kostet. Wir verbuchen das ganz klar unter Pink Tax! Laut Tetesept gibt es das Produkt „Femi Mama Sodbrennen“ exklusiv bei DM, unserem Gewinner des Goldenen Zaunpfahls von 2021.

Das ist gruselig, denn:

  • Das Produkt* richtet sich nur an ein (binäres) Geschlecht: Es schließt durch seine Gestaltung – z.B. durch die Verwendung bestimmter Farben (vgl. Rosa-Hellblau-Falle), Symbole, Aufschriften – oder auf andere Weise explizit oder implizit Menschen auf Grundlage ihrer Geschlechteridentität vom Kauf oder der Nutzung aus.
  • Die Werbung / Verpackung legt den Fokus auf stereotyp zugewiesene Eigenschaften einer Zielgruppe und legt damit fest, für wen das Produkt angeblich produziert wurde.
  • Das Produkt / die Werbung reduziert Personen auf ihre klischeehaft dargestellte Geschlechtszugehörigkeit und / oder reproduziert stereotype Geschlechterrollen.
  • Es werden Unterschiede zwischen den Interessen / Vorlieben der Geschlechter betont oder konstruiert.
  • Mädchen / Frauen und Jungen / Männer werden in hierarchischer Beziehung zueinander dargestellt.
  • Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in der Anzahl der abgebildeten (oder genannten) Frauen und Männer.
  • Das Geschlecht einer Person wird ohne Bezug zum Produkt besonders hervorgehoben und betont.
  • Das Produkt wird zwar als unisex-Produkt angeboten, enthält aber trotzdem eine implizite Geschlechtszuordnung.
  • Die Produktbeschreibung / die Werbung ist nicht geschlechtergerecht formuliert.
  • Das Produkt wird mit „Gender Pricing“ / „Pink Tax“ verkauft, d.h. die an Frauen gerichtete Version ist teurer.

Ein Wink mit dem Zaunpfahl geht nach Frankfurt am Main, und ein herzlicher Dank für die Einreichung an Kati @katigatierf.

(ndg)

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