
Mit dem Auftakt dieser neuen Kinderbuchreihe greift der Verlag Astro Entertainment tief in die Klischeekiste.
Der Junge Astrolabius, der bisher mit seiner Familie auf dem Planeten Alpha Prime lebte, zieht mit seiner Familie auf den Mond, wo er spannende Abenteuer erlebt. Soweit so gut.
Die Protagonist*innen des Buches sind Mitglieder einer weißen, heteronormativen Kleinfamilie, an deren Spitze der von den Kindern bewunderte Vater steht. Wegen seiner neuen Arbeit als Forscher auf dem Mond muss ihm der Rest der Familie dorthin folge
Ob auch die Mutter von Astrolabius auf dem Mond Karriere macht, bleibt unklar. Wir erfahren aber, dass sie immer ein offenes Ohr für ihre Kinder hat und sie daran erinnert pünktlich zum Abendessen zu Hause zu sein. Sie erfüllt also das typisch weiblich konnotierte Rollenklischee der Care-Arbeit verrichtenden Mutter. Darüber hinaus ist sie für ihren Mann natürlich auch die „schönste Frau auf dem Mond“, denn die hier vermittelte weibliche Rollenerwartung schließt natürlich auch perfektes Aussehen ein – selbst im Raumanzug.
Geschlechterklischees durchziehen auch die kindlichen Charaktere im Buch. Während Astrolabius als mutiger Entdecker voller Tatendrang dargestellt wird, der – „immer auf der Suche nach einem Abenteuer“ – später selbst Forscher werden möchte, spielt seine Schwester Claire mit Puppen und übt somit schon einmal die Rolle der fürsorglichen Mutter. Dabei „redet sie den ganzen Tag“ über ihre Freundinnen und die Schule und – worüber noch? Das erfahren wir nicht mehr, ihr wird nämlich vom großen Bruder das Wort abgeschnitten – interessiert ja eh niemanden, was Mädchen zu sagen haben.

Mit Blick auf die Zielgruppe des Buches, Kinder ab acht Jahren, die in Büchern nach Vorbildern und Identifikationsfiguren suchen, wurde hier eine Chance vertan. Böte das Sciencefiction-Setting einer Lebenswelt auf dem Mond doch eigentlich das Potenzial, Kategorien wie race, class und gender aufzulösen, katapultiert uns dieses Buch geradewegs in die Rollenklischees der 50er Jahre.
Statt auf unendliche Weiten stoßen wir hier leider an enge Grenzen. Ein Wink mit dem Zaunpfahl geht daher zum Astro Entertainment Verlag nach Brunn am Gebirge, Österreich.
Ein herzlicher Dank für die Einreichung geht an @lesehexemimi, die das Buch auch bei instagram rezensiert hat.
(ks)
E: 12/2020