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Getrennt trinken – er hochprozentig, sie teuer.

Foto: klische*esc e.V.

Die Dr. Rauch Destillerie führt in ihrem Sortiment zwei Geschenksets bestehend aus je drei verschiedenen alkoholischen Getränken – eines für „Ladies“, eines für „Gentlemen“. Das schmeckt uns so gar nicht.
Denn: Getränke nach Geschlecht aufzuteilen kann nur auf Basis von Klischees erfolgen – und/oder diese im Zweifel vor allem reproduzieren. Frauen nahezulegen, dass sie die eine Alkoholkombination eher mögen und Männer die andere schränkt ein – und zwar uns alle! Warum kann man die Produkte nicht einfach nach dem tatsächlichen Inhalt kategorisieren und die Menschen frei wählen lassen, was besser zu ihnen oder zu der zu beschenkenden Person passt? Statt sie von vornherein in Boxen zu quetschen.
Interessant ist an dem Produkt nicht nur das stereotype Design, sondern auch, dass a) der Alkoholgehalt bei der “Gentlemen“-Version höher ist. Und b) -trotzdem- das Produkt für die “Ladies” teurer ist!

Damit wird nicht nur wiederholt gesellschaftsfähig gemacht, dass “mehr Alkhohol” anscheinend auch “mehr Mann” bedeutet – als gäbe es nicht bereits genügend Männer mit auf Alkoholkonsum zurückzuführende Gesundheitsproblemen sowie unter Alkoholeinfluss vollzogene Straf- und Gewalttaten durch Männer (insbesondere #GewaltGegenFrauen!). Sondern es wird im Sinne der vielfach zitierten #PinkTax auch noch das Produkt für die Frauen zu einem höheren Preis angeboten. Als Pink Tax, oder rosa Steuer, wird der Aufpreis auf Produkte oder Dienstleistungen genannt, welche speziell an Frauen gerichtet sind. Dabei können die Unterschiede zu den nicht explizit an Frauen gerichteten Produkten diesen Preisunterschied in der Regel nicht erklären. Produkte werden einfach aus dem Grund höher bepreist, weil Frauen es in unserer Gesellschaft meist gewohnt und so geprägt sind, für Pflege und andere Konsumartikel mehr Aufwand zu betreiben und darum auch mehr Geld auszugeben (neben Gender-Einkommens-Vermögens-Renten-Lücke ein zusätzlicher Aspekt, der Frauen in ihrer wirtschaftlichen Position schwächt).
Und meist sind sie es auch, die im Haushalt die Einkäufe und Besorgungen erledigen – eine explizite Ansprache lohnt sich hier also doppelt.
Nichts von all dem halten wir für eine verantwortungsvolle Marketingstrategie und hoffen, dass unser Wink mit dem Zaunpfahl bei der Dr. Rauch Destillerie in Marktredwitz und beim Supermarkt REWE zum Nach- und Umdenken anregt.

Herzlicher Dank an @Ascheregen für die Einreichung!

(ansch, sb)

Einreichungsmonat + -jahr: 28. 06.2021