Gendermarketing scheint in Bezug auf Körperpflege ganz besonders gut zu funktionieren. Ist vielleicht kein Zufall, denn die Konstruktion von Geschlechtern basiert auf körperlichen Merkmalen.

Gruselig auf 3 Ebenen
1. „Von Müttern empfohlen“ – Stereotype Elternschaft
Kleingedruckt suggeriert der Vermerk auf der Verpackung „Von Müttern empholen”, dass die Fürsorge eine Angelegenheit der Mütter sei. Sie trügen die Kompetenz. Dieser Vermerk verfestigt Strukturen unter denen insbesondere Frauen, die einen Großteil der unbezahlten und bezahlten Sorgearbeit übernehmen, aber auch Männer leiden, die häufig an Norm-Barrieren scheitern, wenn es darum geht mehr Sorgearbeit zu übernehmen. Nicht ohne Grund ist die Lebensrealität der im 21. Jahrhundert angekommen noch immer nicht die, die sich viele Menschen wünschen.
2. Helden und Prinzessinnen – Stereotype Kindheit
Der Junge als (Fussball-) Held. Was einen Helden ausmacht, ist offensichtlich. Er wird bewundert, er steht im Mittelpunkt der Erzählung, ist proaktiv und bestimmt das Geschehen. Das Fussbalspiel ist der Ort, an dem er dieses Heldentum auslebt. Ein Ort des Zweikampfs, des Siegens und Verlierens, der Verletzungen. Ja auch des Teamgeists. In jedem Fall ein Ort voller Erfahrungen und Aufregung. Und offenbar ein Ort der biologischen Jungen vorbehalten ist…
Und das Mädchen darf sich während des Bades mit einer Seeprinzessin identifizieren. Was die Seeprinzessin erlebt, kann, weiß, fühlt erfahren wir nicht. Sie hat große Augen und erfüllt Schönheitsideale. Nicht zu vergessen sind die Millionen von Geschichten und Märchen, mit denen Kinder aufwachsen, in denen sie genau lernen, was eine Prinzessin insbesondere macht: Hübsch sein und gerettet werden. Ihr Leben und ihre Bestimmung liegt in der Hand anderer (männlicher) Protagonisten. Womit sich die angesprochenen Mädchen (ja, die fühlen sich angesprochen, selbst wenn dort nicht „für Mädchen“ steht – wirklich) hier identifizieren, ist also klar. Und das kann doch nicht ernsthaft unser aller Interesse sein?!
3. Der Körper steht im Mittelpunkt
Die Konstruktion einer Welt in der es 2 (und nicht mehr) Geschlechter gibt, basiert auf einer Erzählung biologicher Unterscheidungskriterien der Geschlechtsorgane. Das ist eine Erfindung. Aber sehr wirkmächtig und folgenreich.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl für dieses in vielerlei Hinsicht rückwärtsgewandte Produkt geht nach Wallisellen an Kneipp.
(jf)

