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Wenn Handschuh nicht gleich Handschuh ist

Auf den ersten Blick ist bei den farblich sortierten Gartenhandschuhen der Eigenmarke “Gardol” des Baumarkts Bauhaus nichts Verwerfliches festzustellen. Es finden sich Handschuhe in blau, grün, pink oder bspw. auch mit Blumenmuster.

Warum also dieser Text beim “Goldenen Zaunpfahl”?

Das verraten uns die Handschuhgrößen: Vor Ort gibt es oft die als typisch männlich verschrienen Farben wie blau und grün erst ab Größe 10 – für viele Frauen zu groß. Die oft so genannten “Frauenfarben” wie rosa gibt es aber schon ab Größe 8 – dafür aber nur bis Größe 10. Die Einkäufer*innen von Bauhaus haben also ganz klar nach den stereotypen Farben für Mann und Frau eingekauft. Zwar ist das Größenspektrum im Online-Shop des Baumarktes etwas breiter, das hilft jedoch nicht, wenn man vor Ort nach den Produkten sucht. Es ist also ganz klar: Die Frau hat in pink zu handwerken, der Mann in blau – willkommen in der Rosa-Hellblau-Falle!

Regal im Baumarkt mit 5 Reihen voller Handschuhe in den Farben blau, grün und pink

Das ist gruselig, denn:

  • Das Produkt* richtet sich nur an ein (binäres) Geschlecht: Es schließt durch seine Gestaltung – z.B. durch die Verwendung bestimmter Farben (vgl. Rosa-Hellblau-Falle), Symbole, Aufschriften – oder auf andere Weise explizit oder implizit Menschen auf Grundlage ihrer Geschlechteridentität vom Kauf oder der Nutzung aus.
  • Die Werbung / Verpackung legt den Fokus auf stereotyp zugewiesene Eigenschaften einer Zielgruppe und legt damit fest, für wen das Produkt angeblich produziert wurde.
  • Das Produkt / die Werbung reduziert Personen auf ihre klischeehaft dargestellte Geschlechtszugehörigkeit und / oder reproduziert stereotype Geschlechterrollen.
  • Es werden Unterschiede zwischen den Interessen / Vorlieben der Geschlechter betont oder konstruiert.
  • Mädchen / Frauen und Jungen / Männer werden in hierarchischer Beziehung zueinander dargestellt.
  • Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in der Anzahl der abgebildeten (oder genannten) Frauen und Männer.
  • Das Geschlecht einer Person wird ohne Bezug zum Produkt besonders hervorgehoben und betont.
  • Das Produkt wird zwar als unisex-Produkt angeboten, enthält aber trotzdem eine implizite Geschlechtszuordnung.
  • Die Produktbeschreibung / die Werbung ist nicht geschlechtergerecht formuliert.
  • Das Produkt wird mit „Gender Pricing“ / „Pink Tax“ verkauft, d.h. die an Frauen gerichtete Version ist teurer.

Ein Wink mit dem Zaunpfahl geht nach Mannheim an Bauhaus mit seiner Eigenmarke “Gardol” und herzlichen Dank für die Einreichung.

(lp)