Der moses. Verlag bietet „Außergewöhnliche Handbücher“ mit vielen Anregungen und Anleitungen für Kinder an. Nicht etwa eines für alle Kinder. Nein, eines für Jungen und eines für Mädchen!
Genau genommen eines für „abenteuerlustige“ (oder – laut Beschreibung – abenteuerLICHE) Jungen und eines für „neugierige“ Mädchen. Womit die erste deutlich wertende Einsortierung vollbracht ist.

Foto (c): moses. Verlag GmbH, Screenshot: klische*esc e.V.

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Noch folgenreicher ist dann, dass sich die Bücher deutlich, und zwar nicht zufällig, in ihrem Inhalt unterscheiden:
Im „Girls‘ Book“ geht es um „Kreativ-Ideen“ aus dem häuslichen, ästhetischen Bereich wie:
-Fotografieren wie ein Profi
-Reifenschaukel und Windmühle bauen
-Geheime Botschaften verschlüsseln
-Schmuck aus Papier basteln
-Wettervorhersagen treffen
-Rote-Beeren-Tarte backen
-Bestimmen von Wildpflanzen
-Gesellschaftsspiele selber basteln

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Das „Boys‘ Book“ ist ein „Outdoor-Aktivitäten“ Buch „für kleine Abenteurer, die nach neuen Herausforderungen suchen“ und gibt Anleitung aus dem handwerklich-technisch-naturwissenschaftlichen und deutlich weltoffeneren Bereich:
-Flitzebogen und Wassermühle bauen
-Sternbilder am Nachthimmel erkennen
-Musikinstrumente aus aller Welt basteln -Geheimschriften entwickeln
-Abenteuerhütte bauen -Orientieren ohne Kompass
-Gartenteich anlegen
-Bräuche in fremden Ländern kennenlernen

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Nicht nur, dass hier Erwachsene nach traditionellen Klischees darüber entscheiden welches Geschlecht, welche Interessen hat. Das je andere Geschlecht erhält so gar nicht erst die Chance diverse Interessen zu entdecken und entsprechende Fähigkeiten auszubauen. Wir wissen, dass subtile Markierungen wie pinke Farbe oder Blümchen bereits reichen, damit sich Jungs von einem Angebot nicht angesprochen fühlen. In diesem Fall erlaubt sich der Verlag aber sogar explizite ausgrenzende Verweise auf den Covers wie „Nur für Mädchen“, „Für Jungs verboten“ bzw. „Nur für Jungs“.
Die Logik dahinter ist uns klar: Wären es stattdessen zwei Bücher mit bunt gewürfelten Anleitungen („Teil a“ und „Teil b“) bedeutete das ein weitaus geringeres Verkaufspotenzial. Dann würde allein „Teil a“ reichen, um Neffe UND Nichte, Sohn UND Tochter oder Enkel UND Eneklin glücklich zu machen. Sind die Bücher geschlechtsspezifisch, müssen schon beide Bücher gekauft werden, um ein adäquates Geschenk zu sein.
Unser Urteil: Profittreiberei mit Konsequenzen, die Wahlfreiheit und Kompetenzvielfalt der Kinder einschränken. The Girls‘ Book und The Boys‘ Book sind damit im Rennen um den Goldenen Zaunpfahl 2020.
moses. Verlag GmbH, Kempen, Deutschland
(sb)