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Lindtgeschenke für Männer und Mädels

Beim Schokoladenunternehmen Lindt gibt es Geschenksets für „Männer“ und für den „Mädelsabend“. Die Männer bekommen ein herb/nussig gefülltes Paket in braun und die Mädels fruchtige Naschereien in pinker Verpackung, dazu eine pinke Silikon Form in Kussmundform für Eiswürfel. Die Männer-Sets gibt es in zwei Größen, als L mit 652 Gramm für 20 Euro und als XL mit 945 Gramm für 30 Euro. Das Set Mädelsabend enthält 595 Gramm und kostet 24 Euro.

Es ist befremdlich, dass hier generell eine Zuordnung der Schokoladen zum Geschlecht stattfindet. Warum nicht einfach Set „Nussmischung“ und Set „Beerenmischung“? Außerdem ist die Unterscheidung in „Männer“ und „Mädels“ unpassend, da es eine Verniedlichung von Frauen ist und eine Hierarchie zwischen den Geschlechtern schafft, die schlichtweg misogyn ist. Zudem scheinen Männer die Sets für sich alleine zu bekommen und Frauen, das deutlich kleinere Set nur in der Gruppe futtern zu dürfen.

Außerdem haben wir nachgerechnet und uns ist bei den Preisen die Pink Tax aufgefallen, weil das Set „Mädelsabend“ immerhin fast 10 Euro mehr pro Kilo kostet, als die „Männersets“!

Bild von zwei Geschenksets mit herb-nussiger Lindt-Schokolade. Darunter steht einmal "Männer Geschenk-Set, Größe XL, 30€" und "Männer Geschenk-Set, Größe L, 20€".

Derzeit ist das Set „Mädelsabend“ nicht mehr online zu finden. Die „Männersets“ gibt es weiterhin. Frau kann sich allerdings ein Frauen T-Shirt in S, M oder L mit Goldhasen drauf kaufen. Klar, was wollen Frauen denn sonst in einem Schokoladen Online Shop außer Klamotten Shoppen? Hallo Klischee. Shirts für Männer gibt es übrigens nicht, die sind ja auch mit Schokoladeessen beschäftigt…

Das ist gruselig, denn:

  • Das Produkt* richtet sich nur an ein (binäres) Geschlecht: Es schließt durch seine Gestaltung – z.B. durch die Verwendung bestimmter Farben (vgl. Rosa-Hellblau-Falle), Symbole, Aufschriften – oder auf andere Weise explizit oder implizit Menschen auf Grundlage ihrer Geschlechteridentität vom Kauf oder der Nutzung aus.
  • Die Werbung / Verpackung legt den Fokus auf stereotyp zugewiesene Eigenschaften einer Zielgruppe und legt damit fest, für wen das Produkt angeblich produziert wurde.
  • Das Produkt / die Werbung reduziert Personen auf ihre klischeehaft dargestellte Geschlechtszugehörigkeit und / oder reproduziert stereotype Geschlechterrollen.
  • Es werden Unterschiede zwischen den Interessen / Vorlieben der Geschlechter betont oder konstruiert.
  • Mädchen / Frauen und Jungen / Männer werden in hierarchischer Beziehung zueinander dargestellt.
  • Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in der Anzahl der abgebildeten (oder genannten) Frauen und Männer.
  • Das Geschlecht einer Person wird ohne Bezug zum Produkt besonders hervorgehoben und betont.
  • Das Produkt wird zwar als unisex-Produkt angeboten, enthält aber trotzdem eine implizite Geschlechtszuordnung.
  • Die Produktbeschreibung / die Werbung ist nicht geschlechtergerecht formuliert.
  • Das Produkt wird mit „Gender Pricing“ / „Pink Tax“ verkauft, d.h. die an Frauen gerichtete Version ist teurer.

Ein Wink mit dem Zaunpfahl geht nach Aachen, und ein herzlicher Dank für die Einreichung an @baking_vronal.

(ndg)