Rosa und Blau ist ja schon ein alter Hut. Aber seit neuestem werden auch Kleidungsstücke einem Geschlecht zugewiesen, wo wir dreimal überlegen müssen, warum eigentlich.
Das Unternehmen Baby-Walz nutzt selbst Babykleidung in hellen Brauntönen um Kinder in Schubladen zu stecken. Das Foto mit den Geschlechtszuweisungen stammt aus einer Kooperation mit einer Influencerin bei Instagram, die gerade ihr zweites Kind erwartet. Im Text darunter berichtet die Schwangere, dass sie diese schönen Jungs- bzw. Mädchensachen bei Baby-Walz geshoppt hat und nach ihrer Genderreveal-Party das übrig gebliebene Paket verlosen werde. Denn die einen Brauntöne kann ein Junge nicht tragen, die sind eindeutig für Mädchen! Oder wie?!
Wir bekommen das Gefühl, dass hier mit dem Brecheisen die Rosa-Hellblau-Schublade aufgehalten wird. Generell ist die Zuordnung des richtigen (binären) Geschlechts für Baby-Walz sehr wichtig, immerhin kann der ganze Shop, auch Babykleidung oder Babyspielzeug, gefiltert werden nach Junge oder Mädchen. Und ja, dann verschwindet in etwa die Hälfte der Produkte. Fairerweise wollen wir erwähnen, dass es auch die Filtermöglichkeit „Unisex“ gibt. Nur leider erscheinen da nicht alle Kleidungsstücke und Spielsachen, sondern nur solche, denen jegliches stereotype Attribut fehlt. Und dabei sind doch Farben und Spielsachen für alle da!

Das ist gruselig, denn:
- Das Produkt* richtet sich nur an ein (binäres) Geschlecht: Es schließt durch seine Gestaltung – z.B. durch die Verwendung bestimmter Farben (vgl. Rosa-Hellblau-Falle), Symbole, Aufschriften – oder auf andere Weise explizit oder implizit Menschen auf Grundlage ihrer Geschlechteridentität vom Kauf oder der Nutzung aus.
- Die Werbung / Verpackung legt den Fokus auf stereotyp zugewiesene Eigenschaften einer Zielgruppe und legt damit fest, für wen das Produkt angeblich produziert wurde.
- Das Produkt / die Werbung reduziert Personen auf ihre klischeehaft dargestellte Geschlechtszugehörigkeit und / oder reproduziert stereotype Geschlechterrollen.
- Es werden Unterschiede zwischen den Interessen / Vorlieben der Geschlechter betont oder konstruiert.
- Mädchen / Frauen und Jungen / Männer werden in hierarchischer Beziehung zueinander dargestellt.
- Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in der Anzahl der abgebildeten (oder genannten) Frauen und Männer.
- Das Geschlecht einer Person wird ohne Bezug zum Produkt besonders hervorgehoben und betont.
- Das Produkt wird zwar als unisex-Produkt angeboten, enthält aber trotzdem eine implizite Geschlechtszuordnung.
- Die Produktbeschreibung / die Werbung ist nicht geschlechtergerecht formuliert.
- Das Produkt wird mit „Gender Pricing“ / „Pink Tax“ verkauft, d.h. die an Frauen gerichtete Version ist teurer.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl geht nach Bad Waldsee und ein herzlicher Dank für die Einreichung an unsere Community.
(ndg)