Das Musikalbum “Kinderliederzug – Mädchenlieder” von EUROPA ist passend zum Titel in stereotypischem Pink gestaltet. Es beinhaltet 22 bekannte Songs, die sich mit vermeintlichen Mädchenthemen wie bspw. Pferden, Prinzessinnen, Küsschen, Liebe oder Tanzen beschäftigen. Alles Themen, die auch Jungs gut finden dürfen-von denen ihnen aber von klein auf suggeriert wird, dass sie unmännlich sind. Einmal so gelernt, ist es schwierig, dieses Stigma wieder aus dem Kopf zu bekommen, weshalb sich diese Geschlechterklischees weiterhin von Generation zu Generation hangeln können.

Nun könnte man meinen, der Sampler wäre schon alt. Vielleicht aus Zeiten, in denen die Gesellschaft noch nicht für die Folgen der künstlichen Trennung in Rosa und Hellblau sensibilisiert war oder Rollenklischees noch gesellschaftlich vorgegeben waren.
Falsch gedacht: Die Musikzusammenstellung ist aus dem Jahr 2019! Und spätestens damit ein würdiger Kandidat für unseren Goldenen Zaunpfahl.
Das ist gruselig, denn:
- Das Produkt* richtet sich nur an ein (binäres) Geschlecht: Es schließt durch seine Gestaltung – z.B. durch die Verwendung bestimmter Farben (vgl. Rosa-Hellblau-Falle), Symbole, Aufschriften – oder auf andere Weise explizit oder implizit Menschen auf Grundlage ihrer Geschlechteridentität vom Kauf oder der Nutzung aus.
- Die Werbung / Verpackung legt den Fokus auf stereotyp zugewiesene Eigenschaften einer Zielgruppe und legt damit fest, für wen das Produkt angeblich produziert wurde.
- Das Produkt / die Werbung reduziert Personen auf ihre klischeehaft dargestellte Geschlechtszugehörigkeit und / oder reproduziert stereotype Geschlechterrollen.
- Es werden Unterschiede zwischen den Interessen / Vorlieben der Geschlechter betont oder konstruiert.
- Mädchen / Frauen und Jungen / Männer werden in hierarchischer Beziehung zueinander dargestellt.
- Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in der Anzahl der abgebildeten (oder genannten) Frauen und Männer.
- Das Geschlecht einer Person wird ohne Bezug zum Produkt besonders hervorgehoben und betont.
- Das Produkt wird zwar als unisex-Produkt angeboten, enthält aber trotzdem eine implizite Geschlechtszuordnung.
- Die Produktbeschreibung / die Werbung ist nicht geschlechtergerecht formuliert.
- Das Produkt wird mit „Gender Pricing“ / „Pink Tax“ verkauft, d.h. die an Frauen gerichtete Version ist teurer.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl geht zu EUROPA nach München und ein herzlicher Dank für die Einreichung!
(sb)