Zum Inhalt springen

Bücher für die Bedürfnisse kleiner Jungen

„Jungen ticken einfach anders als Mädchen“. Sagt der große Kinderbuchverlag Carlsen. Wer traut sich da noch das in Frage zu stellen…

Gleich zwei Buchreihen für kleinere Kinder sprechen daher explizit und ausschließlich Jungen an: „Max“ und „Jakob“.

Foto (c) Carlsen Verlag GmbH, Screenshot: klische*esc e.V.

Foto (c) Carlsen Verlag GmbH, Screenshot: klische*esc e.V.

In den „Max“-Büchern gehe es um spannende Geschichten aus dem Alltag, die soziale Themen ansprechen, welche für Jungs im Grundschul- und Kindergartenalter wichtig sind. Wir fragen uns: Welche sozialen Themen sind denn in diesem Alter ausschließlich für Jungen (oder ausschließlich für Mädchen) wichtig?

Eine weitere Begründung: Jungen bräuchten für ihre individuelle Entwicklung männliche Vorbilder. Sehen wir auch so. Für Mädchen gilt das aber genauso. Und zwar bitte keine klischeebesetzten.

Wir vermuten zudem überzufällige Stereotype in den Geschichten. So malt Max im Kindergarten „eine Ritterburg“ und als sein großer Bruder sagt „Du wirst das Seepferdchen niemals schaffen“, lautet die Schlussfolgerung: Jetzt muss Max beweisen, was er kann!

„Jakob“ richtet sich an Jungen unter drei Jahren. Die Themen seien hier nicht geschlechtsspezifisch. Es wird lediglich damit argumentiert, dass bereits unter Dreijährige sich besser mit einer Figur identifizieren könnten, die das eigene Geschlecht hat. Jakob sei also das notwendige Pendant zu seiner großen Schwester Conni. Wir hingegen sind überzeugt, dass ein zweijähriger Junge genauso gut lernt auf’s Töpfchen zu gehen, wenn das Kinderbuch-Vorbild ein Mädchen ist. Wir sehen hier eher ein geschicktes Argument, um Eltern von Jungen davon zu überzeugen, dass der Rückgriff auf die Flut von Conni-Medien im Umfeld nicht für ihre Jungen geeignet ist, sondern eine Neuanschaffung angeraten.

Der Verlag stellt die Einordnung in männlich und weiblich somit immer wieder deutlich und nahezu ausschließlich in den Mittelpunkt der Identitätsentwicklung. Und lässt zudem die Leser*innen nicht selbst entscheiden, mit welchen Figuren sie sich lieber identifizieren würden.

Dabei seien die Bücher bei Carlsen „für Eltern, die Wert darauf legen, dass ihre Kinder … in ihrer individuellen Entwicklung unterstützt werden.“ Da sollte der Verlag sehr viel mehr Wert auf Diversität legen, denken wir.

Carlsens Buchreihen „Max“ und „Jakob“ werden daher von uns für den goldenen Zaunpfahl 2020 nominiert.

Unternehmen: Carlsen Verlag GmbH, Hamburg, Deutschland

(sb)

Schlagwörter: