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Benimmregeln für Mädchen und Wissen für Jungs

Der Verlag Schwager & Steinlein hat 50 lustige Tipps für Kinder in Kartenform enthalten in einer Metalldose herausgebracht, einmal in pink für Prinzessinnen und einmal in blau für Piraten. Dass es sich dabei um eine klare Zuordnung handelt wird spätestens auf der Rückseite klar: „Einmal Prinzessin sein, davon träumt jedes Mädchen…“ und „Einmal Pirat sein, davon träumt jeder Junge…“.

Rosa-Hellblaues Duett der Metallboxen, mit Tipps einmal für Prinzessinnen und einmal für Piraten.
Foto: (c) Lari @blacksnow172 / klische*esc e.V.
Rosa-Hellblaues Duett der Metallboxen, mit Tipps einmal für Prinzessinnen und einmal für Piraten.
Foto: (c) Lari @blacksnow172 / klische*esc e.V.
Screenshot einer pinken Karte mit einem blonden, langhaarigen Kind in pinkem Kleid. Die Karte trägt die Überschrift "Knigge" und "Schlürfen auf Kommando". Im Text steht "Eigentlich darfst du nicht schlürfen, denn schließlich bist du kein Pirat sondern eine feine Prinzessin.“
Bild: (c) Schwager & Steinlein https://www.schwager-steinlein-verlag.de/rechtliches/impressum Screenshot: klische*esc e.V.
Scrennshot einer blauen Karte mit einem blonden, gelockten Kind mit blauem Shirt, grauer Hose und Fernrohr. Die Karte hat die Überschrift "Orientierung an der Sonne" und "Schon gewusst?". Im Text wird erklärt, wie die Himmelsrichtung anhand der Sonne bestimmt werden kann.
Bild: (c) Schwager & Steinlein https://www.schwager-steinlein-verlag.de/rechtliches/impressum Screenshot: klische*esc e.V.

Warum können nicht alle alles sein wollen? Nicht bei Schwager & Steinlein, da muss alles schön seine zweigeschlechtliche Ordnung haben. Besonders gruselig wird es dann in der Box: „Eigentlich darfst du nicht schlürfen, denn schließlich bist du kein Pirat sondern eine feine Prinzessin.“ Dieser Text steht auf einer der Karten unter den Überschriften „Knigge“ und „Schlürfen auf Kommando“. Dieses Produkt richtet sich also explizit an Mädchen (Produktrückseite), denen dann von dem Produkt erklärt wird, dass sie keine Piraten, also Jungs sind. Außerdem wird ihnen noch erklärt wie sie sich zu benehmen haben. Die Jungs wiederum bekommen auf ihren Karten praktische Tipps, wie sie zum Beispiel die Himmelsrichtung anhand der Sonne bestimmen können. Mädchen sollen also zu Hause sitzen und sich benehmen, während Jungs die Welt entdecken…

Das ist gruselig, denn:

  • Das Produkt* richtet sich nur an ein (binäres) Geschlecht: Es schließt durch seine Gestaltung – z.B. durch die Verwendung bestimmter Farben (vgl. Rosa-Hellblau-Falle), Symbole, Aufschriften – oder auf andere Weise explizit oder implizit Menschen auf Grundlage ihrer Geschlechteridentität vom Kauf oder der Nutzung aus.
  • Die Werbung / Verpackung legt den Fokus auf stereotyp zugewiesene Eigenschaften einer Zielgruppe und legt damit fest, für wen das Produkt angeblich produziert wurde.
  • Das Produkt / die Werbung reduziert Personen auf ihre klischeehaft dargestellte Geschlechtszugehörigkeit und / oder reproduziert stereotype Geschlechterrollen.
  • Es werden Unterschiede zwischen den Interessen / Vorlieben der Geschlechter betont oder konstruiert.
  • Mädchen / Frauen und Jungen / Männer werden in hierarchischer Beziehung zueinander dargestellt.
  • Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in der Anzahl der abgebildeten (oder genannten) Frauen und Männer.
  • Das Geschlecht einer Person wird ohne Bezug zum Produkt besonders hervorgehoben und betont.
  • Das Produkt wird zwar als unisex-Produkt angeboten, enthält aber trotzdem eine implizite Geschlechtszuordnung.
  • Die Produktbeschreibung / die Werbung ist nicht geschlechtergerecht formuliert.
  • Das Produkt wird mit „Gender Pricing“ / „Pink Tax“ verkauft, d.h. die an Frauen gerichtete Version ist teurer.

Ein Wink mit dem Zaunpfahl geht nach Köln,
und ein herzlicher Dank für die Einreichung an Lari @blacksnow172.

(ngd)