Typisch Mädchen, typisch Jungs?!
Stellvertretend für die vielen veralteten Materialien, die in Schulen bundesweit herumgereicht werden, möchten wir diese Perle näher beleuchten: Ein Arbeitsblatt, auf dem Verben einem Geschlecht zugeordnet werden sollen. Außerdem sind die Kinder aufgefordert, in einem Fließtext zu beschreiben, weshalb sie gern Mädchen sind und was sie von einem Jungen lernen könnten – hallo, Rollenklischee! Hier kommt binäre Geschlechtertrennung mit viel Stereotypisierungspotenzial für kleine Menschen.

Die zuzuordnenden Verben sind z. B. trösten, stark sein, Erster sein wollen oder sich gut benehmen, trösten und weinen. Aus Erwachsenensicht fällt es nicht schwer, die idealtypischen Zuschreibungen zu erkennen. Aber was haben sie auf dem Lehrplan von (Grund-)Schulen zu suchen? Wie geht es dabei wohl einem Jungen, der am liebsten turnt und gut verlieren kann? Wie fühlt sich ein Mädchen, das gern Erste sein will und besonders groß und stark ist? Und was ist mit dem Kind, das sich nicht sicher ist, was es sein möchte? Jede fixe Zuordnung funktioniert nicht, denn selbstverständlich kann jedes Kind jeden Geschlechts all diese Eigenschaften besitzen oder diese Fähigkeiten erlernen.
Aktivitäten oder Charakterzüge haben kein Geschlecht!
Am besten beantwortet man solche Arbeitsaufträge vielleicht mit einem kurzen Text darüber, wie wunderbar der sensible Junge von nebenan trösten kann und wie stark die fußballspielende Cousine ist. Denn niemand passt genau in stereotype Rollenklischees. Wozu das in der Schule einüben?
Der Wink mit dem Zaunpfahl geht nach Saulgrub zum Verlag „Die Lernbiene-Idee“, mit herzlichem Dank an S. Blumenthal für die Einreichung!
Mehr Informationen zum Thema Schule und Lehrmaterialien gibt es hier.
(kp/jl)