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Hautton? Hauttöne!!!

Foto: (c) Pelikan Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG, Screenshot: @klische*esc e.V.

TW: White Centering, Rassismus

Die Pelikan Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG vertreibt unter der Marke Herlitz Schreibwaren und hebt auf der Packung der Fasermaler hervor, dass es einen Stift in hellem Hautton gibt. Das ist rassistisch.

Was ist daran rassistisch?

Die besondere Betonung des hellen Hauttons richtet sich an weiße Menschen, schon allein diese Differenzierung ist rassistisch. Außerdem wird nur der eine Hautton hervorgehoben, warum? Man könnte auch den Fokus auf Vielfalt legen, z.B. mit einem Hinweis „mit verschiedenen Hauttönen“, wie Faber Castell es zum Beispiel löst.

Bitte zuhören, statt dicht machen

Der Hinweis, dass etwas rassistisch ist, sorgt oft für große Empörung. Allerdings nicht darüber, dass die Handlung, Aussage oder eben die Vermarktung eines Produktes rassistisch ist, sondern der Hinweis selbst. Hinter der Abwehr steckt wohl ein Versuch von Selbstschutz, denn wir lernen schon früh, dass Rassismus etwas Schlechtes ist, sodass niemand damit in Verbindung gebracht werden möchte.
Problematisch daran ist, dass das Thema Rassismus so sehr aus dem Lebensalltag weißer Menschen zurückgedrängt wird, dass es für diese kaum existiert und wenn, dann sind es angeblich nur „die anderen“ oder „die Nazis“, die sich rassistisch verhalten.

Foto: (c) Faber-Castell Aktiengesellschaft, Screenshot: @klische*esc e.V.

„Rassismus ist die Norm und nicht die Ausnahme.” (Ogette, exit RACISM, 2020) Doch wir empören uns lieber darüber, dass eine andere Person so etwas Schlimmes über uns behauptet, statt den Fokus auf die eigentliche Sache, nämlich den internalisierten Rassismus, zu lenken.

Es Bedarf beim Thema Rassismus oft besonderer Sensibilität, um die Lesenden abzuholen, obwohl wir uns lieber fragen sollten, warum weiße Menschen sich so ertappt fühlen, wenn sie auf rassistisches Verhalten hingewiesen werden.

Vermeintliche Kleinigkeiten wie der hervorgehobene rosa Farbton als Hautfarbe, werden als Mikroaggressionen bezeichnet. Es handelt sich dabei um „subtile, übergriffige Äußerungen in der alltäglichen Kommunikation und im alltäglichen Handeln. Darunter werden Situationen verstanden, die abwertende oder ausgrenzende Botschaften an Schwarze Menschen senden und das oft gedankenlos oder sogar scheinbar wohlmeinend. […] Zwar sind Mikroaggressionen nur kleine Situationen oder Äußerungen, die oft auch mit einem Lächeln daherkommen, aber aufgrund ihres gehäuften Auftretens ein strukturelles Phänomen und damit sowohl sehr wirkmächtig als auch schmerzhaft.” (Ogette, Tupoka: exit RACISM. Münster. UNRAST-Verlag. 2017. 9. Auflage, Juli 2020)

Ein Wink mit dem Zaunpfahl geht nach Hannover an die Pelikan Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG.

(tl)

E: 09/2021